Keine Zeit für Kunst
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Eine Ausstellung von Marina Naprushkina & Moabit Mountain College
11.09. bis 14.11.2020 (verlängerte Laufzeit)
kuratiert von Nataša Ilić
Im Rahmen des Ausstellungsprogramms SoS (Soft Solidarity), konzipiert von Nataša Ilić und Solvej Helweg Ovesen
Eröffnung am 10.09.2020 um 19 – 22 Uhr
mit Moabit Mountain College
Küche: Mazen Alsawaf
Musik: Marsa Band
„Keine Zeit für Kunst“ ist keine gewöhnliche Ausstellung, sondern vielmehr ein künstlerisches Statement der Künstlerin Marina Naprushkina und des Moabit Mountain College (MMC), das über die Arbeitsbedingungen in der Kunstwelt und darüber hinaus reflektiert.
Für Naprushkina und das Moabit Mountain College, welches auf der langjährigen Arbeit der Berliner Initiative Neue Nachbarschaft/Moabit aufbaut, bildet die Kunst eine Grundlage für alle anderen Disziplinen. Neue Nachbarschaft/Moabit ist ein Geflüchteten- und Nachbarschaftsprojekt, das zu einer der größten Initiativen dieser Art in Berlin herangewachsen ist und eine starke Gemeinschaft von Geflüchteten, Menschen mit Migrationsgeschichte und Nachbar*innen aufgebaut hat. Mit einem interdisziplinären Ansatz und einer praxisorientierten Ausrichtung übernimmt das Moabit Mountain College die Galerie Wedding und verwandelt sie in einen Raum für gemeinsame künstlerische Praxis, der allen Menschen offen steht. MMC bringt professionelle Künstler*innen und Autodidakten zusammen, um die Praxis sozial engagierter und partizipatorischer Kunst für Menschen mit unterschiedlichem Bildungs- und kulturellen Hintergründen zu ermöglichen. In diesem Kontext erweitert und definiert die Ausstellung von Marina Naprushkina und dem Moabit Mountain College das Konzept der Sozialen Skulptur und die Tradition der sozial engagierten Kunst neu, welche herkömmliche Kunstinstitutionen und die üblichen Ausstellungsformate in Frage stellt.
Die Ausstellung umfasst Werke in verschiedenen Formaten, die sich mit Fragen der kollektiven Kreativität und der kritischen Auseinandersetzung mit den Begriffen Solidarität, Arbeit, Produktivität und sozialem Ungehorsam im Bereich der künstlerischen Produktion und in der Gesellschaft im Allgemeinen befassen. Eines der zentralen Werke der Ausstellung ist eine rote Tapete mit dem Titel „Red Moabit“ (2013 -): Sie besteht aus Materialien, die von Frauen* der Neuen Nachbarschaftsgemeinschaft produziert wurden, und vermittelt die Vertrautheit zwischen der Künstlerin und Mitgliedern der Gemeinschaft. Die Plakatwand „Alles für Alle!” (2019), die auf dem Bildarchiv der Neuen Nachbarschaft/Moabit und dem Kollektivmanifest „Alles für alle!“ basiert, vermittelt ein gutes Verständnis des kollektiven Arbeitsprozesses.
Weitere Arbeiten, wie bspw. die Videoarbeiten „Arbeit, Keine Arbeit“ (2019) und „Future for everyone“ (2020) sowie eine Reihe von funktionalen textilen Objekten („Solidaritätskleidung“, 2019) repräsentieren die antiproduktivistische Position und evozieren ein Gefühl von künstlerischem Handeln, das in der Lage ist, soziale und künstlerische Räume zu schaffen, die sich aktiv weigern, sich an der Verfestigung der anhaltenden Eindämmung von Differenz und Ungleichheit zu beteiligen.
Das Video „August“ (2020) präsentiert kurze Sequenzen, die in Minsk aufgenommen wurden und aktuelle Ereignisse des Sommers 2020 dokumentieren. Nach der Fälschung der Wahlergebnisse durch die Regierung in Belarus hat die Bürgerprotestbewegung alle Städte des Landes erreicht. Schon heute können diese Proteste als eine der größten Widerstandsbewegungen in der europäischen Geschichte der letzten Jahrzehnte betrachtet werden.
Begleitet wird die Ausstellung vom „Moabit Mountain College Panel“, das vom 23. bis 26. September auf dem Rathausvorplatz vor der Galerie Wedding stattfindet. In diesem Rahmen werden die künstlerische Methoden von Marina Naprushkina, sowie der offene Ansatz des Moabit Mountain College in verschiedenen Formaten wie Workshops, Lesungen, Vorträgen und Konzerten erlebbar gemacht.
BITTE BEACHTEN: Für die Ausstellung gelten die aktuellen Hygienevorschriften. Es dürfen sich max. 5 Besucher*innen
zur gleichen Zeit im Ausstellungsraum aufhalten. Bringen Sie bitte Ihren eigenen Mundschutz mit.
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No Time for Art
An exhibition by Marina Naprushkina & Moabit Mountain College
curated by Nataša Ilić
11.09. until 14.11.2020 (extended)
Within the frame of the exhibition programme SoS (Soft Solidarity), conceived by Nataša Ilić and Solvej Helweg Ovesen
Opening on 10.09.2020 from 7pm to 10pm
with Moabit Mountain College
Kitchen: Mazen Alsawaf
Music: Marsa Band
„No Time for Art“ is not an ordinary exhibition, but rather an artistic statement by the artist Marina Naprushkina and the Moabit Mountain College (MMC), who together reflect on working conditions in the art world and beyond.
Naprushkina and Moabit Mountain College, building on the long-standing work of the Berlin initiative Neue Nachbarschaft/Moabit, consider art forms as a foundation for all other disciplines. Neue Nachbarschaft/Moabit is a refugee and neighbourhood project that has grown to be one of the largest initiatives of its kind in Berlin and that has built a strong community of refugees, migrants and locals. With an interdisciplinary and pragmatic approach, Moabit Mountain College will take over Galerie Wedding and transform it into a space for shared artistic practice open to people of all ages and backgrounds. MMC brings together professional artists and autodidacts to enable the practice of socially engaged and participatory art for people from different educational and cultural backgrounds. Within this context, the exhibition by Marina Naprushkina and Moabit Mountain College expands and redefines the concept of social sculpture and the tradition of socially engaged art, which largely questions conventional art institutions and exhibition formats.
The exhibition includes works from different media that address questions of collective creativity and critically examine the notions of solidarity, work, productivity and social disobedience in the sphere of artistic production and in society in general. Central to the exhibition is the work “Red Moabit” (2013 –), a red wallpaper that is comprised of material produced by female members of the Neue Nachbarschaft’s community, hereby conveying the closeness between the artist and her community. The poster wall „Alles für Alle!“ (2019), assorted from Neue Nachbarschaft/Moabit’s image archive and their collective manifesto „Alles für alle!“, offers a deeper insight into collective work processes.
The video works “Arbeit, Keine Arbeit” (2019) and “Future for everyone” (2020) and a series of functional, textile objects that make up “Solidarity Clothes” (2019) take an anti-productivist position towards labour and evoke a sense of artistic agency that moves towards creating social and artistic spaces that actively refuse to partake in solidifying the ongoing oppression of difference and perpetuation of inequality.
The video „August“ (2020) presents short sequences shot in Minsk that document current events from the summer of 2020. After the forgery of the election results by the government in Belarus, the citizens‘ protest movement reached all cities in the country. Already today, these protests can be considered one of the biggest resistance movements in European history.
Accompanying the exhibition is the „Moabit Mountain College Panel“, which will take place from September 23rd – 26th at the Rathausvorplatz in front of Galerie Wedding. Here, Marina Naprushkina’s artistic methods and Moabit Mountain College’s inclusive approach will be shared in a variety of different formats, including workshops, readings, talks and concerts.
PLEASE NOTE: The current hygiene regulations apply to the exhibition. A maximum of 5 visitors may enter the exhibition space at the same time. Please bring your own face mask.