Galerie Wedding

Berlin – Lagos 2018

On exchange, mobility and heritage

16.-22. November 2018

Eine Ausstellung von Ojudun Taiwo Jacob (feat. Viki Simone), Natalia Orendain del Castillo, Jumoke Adeyanju im Rahmen des Ausstellungsprogramms UP (Unsustainable Privilges) kuratiert von Solvej Helweg Ovesen und Bonaventure Soh Bejeng Ndikung

Eröffnung am 15.11.2018 mit Live-Performance von Jumoke Adeyanju von 19-20 Uhr und Ojudun Taiwo Jacob von 20-21 Uhr

Live-Performance von Ojudun Taiwo Jacob am 22.11.2018 von 18-19 Uhr

DE
Um Künstlerinnen und Kuratoren aus Lagos und Berlin Einblicke in die Kunstwelt des jeweils anderen Landes zu ermöglichen und dort zu arbeiten, hat das Goethe-Institut Nigeria in Kooperation mit dem Amt für Weiterbildung und Kultur Berlin-Mitte, Galerie Wedding, ZK /U – Zentrum für Kunst und Urbanistik, dem Kunstraum SAVVY Contemporary Berlin sowie der Arthouse Foundation Lagos das Residenzprogramm für junge Künstler und Kuratorinnen aus Berlin und Lagos ins Leben gerufen. Zu den diesjährigen Stipendiaten 2018 gehören der nigerianische Künstler Ojudun Taiwo Jacob sowie die Berliner Künstlerinnen Natalia Orendain del Castillo und Jumoke Adeyanju.

Während ihrer Aufenthalte arbeiten die Stipendiatinnen und Stipendiaten an dem übergreifenden Thema des Residenzprogramms, bei dem es um eine künstlerische Reflexion über »unhaltbare Privilegien« geht. Im Fokus steht die Frage, was es heute bedeutet Privilegien zu besitzen, sie zu verlieren oder neu zu erwerben. Die Ergebnisse werden im Rahmen einer Ausstellung präsentiert, die die sich in das Programm der Galerie Wedding, UP (Unsustainable Privileges) kuratiert von Solvej Helweg Ovesen und Bonaventure Soh Bejeng Ndikung, gliedert. Dabei werden gegenwärtige Parameter der Künstlerreise einschließlich ihrer Grenzen und Möglichkeiten betrachtet: die Chance zu Reisen und sich frei über Grenzen hinweg zu bewegen erscheint aus westlicher Sicht eine Selbstverständlichkeit zu sein. Die Einschränkung und Verhandlung dieser Freiheiten, die auch Teil eines post-kolonialen Erbes sind, fließt ebenso mit ein wie Erinnerungen und Ideen von Heimat, sowie die Möglichkeit verschiedene Zugänge zu fremden Orten zu finden.

Ojudun Taiwo Jacob (Lagos) entwickelt in Zusammenarbeit mit Viki Simone eine neue Video- und Performancearbeit, die an der Eröffnung uraufgeführt wird. Ausgehend von einer dezidiert afrikanischen Perspektive auf die Berliner Konferenz, in der westliche Kolonialmächte 1884 den afrikanischen Kontinent in Kolonialgebiete aufgeteilt haben, spielt Taiwo eine Aufteilung des geografischen Europas durch und führt somit das hohe Maß an Fremdbestimmtheit des Verfahrens vor. In einem abgetrennten Raum innerhalb der Ausstellung wird Taiwo für die Besucher*innen sichtbar die Teilung und Neuanordnung Europas vollziehen, wie es 1884-1885 getan wurde, worin auch eine Darstellung von Macht liegt. (Film: Viki Simone; Musik: Pete Nattrass and Blue Saloon; Landkarte: Sebastian Loerscher)

Natalia Orendain del Castillos (Berlin) künstlerische Forschung konzentriert sich auf Raumwahrnehmung und -produktion sowie Klang. Zudem verwendet sie immersive, installative und partizipative Formate bei den sie die Wahrnehmungserfahrungen des Publikums mitdenkt. Während ihres Aufenthaltes in Lagos forscht sie zum Hafen der Stadt. Sie nutzt unterschiedliche Formen von kartografischem Material der Handelsrouten bzw. des Warenverkehrs sowie verschiedene Audio- und Videoaufnahmen. Die gesamte Arbeit ist eher ein Zwischenbericht ihrer Reise, bei dem ihr Ansatz der nicht-objektiven Kartographierung vorführt wird, der auf der Übertragung von bestimmten visuellen Systemen in akustische oder Vice versa beruht und Fragen nach der Orientierung des Einzelnen und seinen Zugang zur, sowie seiner Wahrnehmung der Welt aufwirft.

Jumoke Adeyanju (Berlin) entwickelte das Konzept von {{{thirdspace(d)out}}} als eintägige, multimediale Performance-Reihe während ihres Aufenthalts in Lagos. Sie kombiniert Live-Painting (Thomyyas), Live-Writing (Candice Nembhard), Musik (Jack Mensah) und Tanz (Thomias Radin & Jumoke Adeyanju), um die vielen Stadien und Dimensionen diasporischer Nostalgie, postkolonialer transformativer Heilung und das Wiederaufleben verlorener Erinnerungen aufzuzeigen. {{{thirdspace(d)out}}} umfasst aufgezeichnete Interviews und eine Klanglandschaft, die die Liminalität, das Dazwischen, wechselseitiger Erinnerungen erforscht. Adeyanju geht über afrikanische Identitätsbildung hinaus und richtet den Blick auf die afrikanisch- und karibische Diaspora weltweit.

Das Residenzprogramm Berlin-Lagos wurde im Juli 2015 vom Goethe-Institut Lagos initiiert in Kooperation mit dem Fachbereich Kunst und Kultur in Berlin-Mitte, Galerie Wedding – Raum für zeitgenössische Kunst, ZK/U – Zentrum für Kunst und Urbanistik, SAVVY Contemporary und Arthouse Foundation Lagos.

Mit freundlicher Unterstützung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa und des Fonds Ausstellungsvergütungen.

EN
During their stays either in Germany or Nigeria, Ojudun Taiwo Jacob, Natalia Orendain del Castillo and Jumoke Adeyanju have been working on the overarching theme of the residency programme Berlin-Lagos 2018, which deals with artistic reflection on questions of what it means today to own privileges, how to lose them or acquire new ones. The three positions come together in a presentation that is set within the exhibition programme »UP (Unsustainable Privileges)« curated by Solvej Helweg Ovesen and Bonaventure Soh Bejeng Ndikung at Galerie Wedding, Berlin. Current parameters of an artist’s journey, including its limitations and possibilities, are considered: the possibilities to travel and move freely across borders seem to be taken for from the Western point of view. Restricting and negotiating these freedoms, which are part of a post-colonial legacy, is explored alongside memories and ideas of Heimat and the possibility of finding different approaches to foreign places.

Ojudun Taiwo Jacob (Lagos) develops in collaboration with Viki Simone a new video and performance work, which will be premiered at the opening. Based on a decidedly African perspective on the Berlin Conference, in which Western colonial powers divided the African continent into colonial territories in 1884, Taiwo plays through a division of geographical Europe and thus demonstrates the high degree of external determination of the procedure. In a separate space within the exhibition, Taiwo will visibly perform the division and reorganization of Europe as it was done from 1884-1885, in which there is also a representation of power. (Film: Viki Simone; Music: Pete Nattrass and Blue Saloon; Map: Sebastian Loerscher)

Natalia Orendain del Castillo’s (Berlin) artistic research focuses on spatial perception and production as well as sound. She uses immersive, installative and participatory formats in which she also thinks about the perceptions of the audience. During her stay in Lagos, she researches the port of the city. Her piece in Galerie Wedding uses different forms of cartographic material of trade routes or goods traffic as well as various audio and video recordings. The whole work is an interim report of her journey, showing her approach to non-objective mapping, which is based on the transfer of certain visual systems to acoustic or vice versa and questions about the orientation of the individual and his access to, as well as his perception of the world.

Jumoke Adeyanju (Berlin) developed the concept of {{{thirdspace(d)out}}} as a one-day, multimedia performance series during her stay in Lagos. She combines live painting (Thomyyas), live writing (Candice Nembhard), music (Jack Mensah) and dance (Thomias Radin & Jumoke Adeyanju) to explore the many stages and dimensions of diasporic nostalgia, postcolonial transformative healing and resurrection of lost memories. {{{thirdspace(d)out}}} includes recorded interviews and a soundscape that explore liminality, the in-between, of reciprocal memories. Adeyanju goes beyond African identity markers and focuses on African and Caribbean diaspora in the world.

Lagos – Berlin is a residency programme for young artists and curators from Berlin and Lagos initiated by the Goethe-Institut Lagos in cooperation with the Department for Art and Culture Berlin-Mitte, Galerie Wedding – Raum für zeitgenössische Kunst, ZK/U – Zentrum für Kunst und Urbanistik, SAVVY Contemporary and Arthouse Foundation Lagos.

With kind support of the Senate Department for Culture and Europe and the Funds »Ausstellungsvergütungen«.

Ojudun Taiwo Jacob (Lagos) Film: Viki Simone Music: Pete Nattrass and Blue Saloon Map: Sebastian Loerscher

Jumoke Adeyanju (Berlin) Live painting (Thomyyas) Live writing (Candice Nembhard) Musik (Jack Mensah) Tanz (Thomias Radin & Jumoke Adeyanju)

Natalia Orendain del Castillo (Berlin)

Photos by Carolina Redondo

DE Ojudun Taiwo Jacob (Lagos) Ojudun Taiwo Jacob ist ein multimedial arbeitender Performancekünstler. Er lebt und arbeitet als Performer, Choreograf und Kurator im Stadtteil Bariga in Lagos. 2012 gründete er das Illuminate-Theatre Lagos, das er künstlerisch leitet. Seine choreografische und künstlerisch-konzeptionelle Ausbildung erhielt er durch seine langjährige Mitarbeit in der »Crown Troupe of Africa« in Bariga/Lagos. Ojudun Taiwo Jacobs künstlerische Arbeiten haben einen starken Bezug zum öffentlichen Raum unter Verwendung partizipatorischer Herangehensweisen. Die Jury überzeugte sowohl das starke künstlerische Profil als auch sein Konzept, das dezidiert den westlichen Kontext adressiert. Natalia Orendain del Castillo (Berlin) Natalia Orendain del Castillo ist eine 1983 in Mexiko geborene bildende Künstlerin und Szenografin. In ihrem Heimatland begann sie ihr Studium in bildender Kunst und spezialisierte sich auf Bildhauerei. Mit einem anhaltenden Interesse an allen performativen Künsten setzte sie ihr Studium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee als Bühnen- und Kostümbildnerin fort. Seit 2012 hat sie an verschiedenen experimentellen, dokumentarischen Theater- und Musiktheaterproduktionen in Deutschland (Berlin, Frankfurt am Main), Tschechien, Norwegen und Mexiko teilgenommen. Ihre künstlerische Forschung konzentriert sich auf die Themen Raumwahrnehmung und -produktion sowie Klang. Zudem verwendet sie immersive, installative und partizipative Formate und denkt die Wahrnehmungserfahrungen des Publikums mit. Jumoke Adeyanju (Berlin) Jumoke Adeyanju ist in Aachen aufgewachsen. Sie studierte Area Studies Asia/Africa an der Humboldt-Universität zu Berlin und absolviert zurzeit einen Master in African Politics an der SOAS University in London. Sie  ist Tänzerin, Dichterin, (Vinyl-)DJ, Moderatorin und Teil des neu gegründeten »Blackism Collective«, einem multidisziplinären Künstlerkollektiv in Berlin. Ihr erstes Stück »(self-)vations« wurde im März 2018 bei SAVVY Contemporary uraufgeführt. Neben Tanz und Akademia hat sich Jumoke Adeyanju als Gastgeberin mehrerer kultureller Veranstaltungen und als mehrsprachige Dichterin etabliert. Jumoke Adeyanju ist die Gründerin von »The Poetry Meets Series«, Radio-Moderatorin beim Berlin Community Radio für »YAASAA« und Co-Direktorin des »Ujamaa Culture Center e.V.«, einem Kulturzentrum für afrikanische Menschen in der Diaspora, das Ausstellungen, Installationen, afrikanische Sprachkurse (Twi) und Filmvorführungen ermöglicht. Als Künstlerin arbeitet sie mit verschiedenen Medien, und interessiert sich für die Beziehung der verschiedener Kunstformen zueinander um Momente diasporischer (Un-)Realitäten neu zu erschaffen.

EN Ojudun Taiwo Jacob Ojudun Taiwo Jacob is a performance artist, choreographist and curator who is working with various media. 2012 he founded the Illuminate-Theatre Lagos, which he is conducting. His works are very related to public spaces and have a participatory character. Natalia Orendain del Castillo Natalia Orendain del Castillo is visual artist and scenographist. She studied Visual Arts with a focus on sculpture in her home country and was continuing her studies at the Kunsthochschule Berlin-Weißensee as a a stage and costume designer. Bühnen- und Kostümbildnerin fort. Since 2012 she was participating in various theatre and music productions in Germany (Berlin, Frankfurt am Main), Czech Republic, Norway und Mexico. Jumoke Adeyanju Jumoke Adeyanju is of Yorùbá heritage and was raised in Aachen, Germany. Next to dance and academia, Jumoke has successfully evolved as a host of multiple cultural events and as a multilingual poet. In her work as an allround-artist, she is interested in how various elements of expressive artforms interrelate and incorporate the potential to (re-)create moments of reviving other or rather lost selves.

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